Kindervelo Berater
Das perfekte Kindervelo
Da Kinder sich gerne bewegen, ist der Wunsch nach einem eigenen Velo oft nur eine Frage der Zeit. Und damit sie das Velofahren frühzeitig lernen können, ist das passende Kindervelo wichtig. Denn mit einem speziell an die Bedürfnisse der kleinsten Radler angepassten Rad tun sie sich leichter und können die neuen Bewegungsabläufe schneller lernen. Wie Eltern herausfinden, welches Kindervelo das richtige für ihr Kleines ist und welche Kriterien ausserdem eine Rolle spielen, wird in diesem Ratgeber erklärt.
1. Ab wann können Kinder Velofahren?
Wann Kinder mit dem Velofahren beginnen, ist von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Es zeigt sich allerdings im Alltag, dass Kinder unter 3 Jahren in den allermeisten Fällen noch nicht für das Velofahren bereit sind, da ihnen die motorischen Fähigkeiten und das Körpergefühl fehlen.
Bis spätestens zum 6. Lebensjahr erlernen Kinder alle Fähigkeiten, die sie zum Velofahren benötigen. Dann ist es in den meisten Fällen nur noch eine Frage des Interesses.
Manche Kinder sind aber auch mit 3 Jahren bereits so weit entwickelt, dass für sie ein Kindervelo in Frage kommt. Andere wiederum erlernen die nötigen Fähigkeiten erst im späten Kindergartenalter. Es gilt als sicher, dass Kinder, die bereits Erfahrung mit Laufrad oder Trottinett gesammelt haben, mit einem Kindervelo schneller klarkommen als Kinder, denen diese Gleichgewichtsübungen noch fehlen.
2. Die richtige Grösse beim Kindervelo
Die richtige Grösse ist nicht nur bei Velos für Erwachsene, sondern auch beim Kindervelo von grosser Bedeutung: Ein zu grosses Velo kann Kinder überfordern – und nimmt ihnen so den Spass am Lernen. Ein zu kleines zwingt sie wiederum in eine ergonomisch ungünstige Haltung.
Es gibt zwei einfache Möglichkeiten, ein Kindervelo in der passenden Grösse zu finden: Die Hersteller geben in der Regel bei ihren Rädern die Mindestkörpergrösse oder die Mindestinnenbeinlänge an, die nötig ist, um gut mit dem jeweiligen Modell fahren zu können.
Die Körpergrösse lässt sich zwar einfacher erfassen, doch die Innenbeinlänge ist das genauere Mass, um beim Kindervelo die passende Grösse zu bestimmen.
Die Innenbeinlänge (oder auch Schrittlänge) bezeichnet den Abstand zwischen Fusssohle und Schritt in Zentimetern. Sie gibt Aufschluss darüber, ob das Kind bei richtig eingestelltem Sattel mit den Füssen auf den Boden kommt.
Bei jüngeren Kindern sollten Eltern darauf achten, dass die Kleinen mit beiden Füssen gleichzeitig den Boden erreichen können. So haben es die kleinen Fahranfänger einfacher, das Kindervelo im Stehen gerade zu halten und fühlen sich sicherer. Bei geübteren Fahrern reicht es, wenn die Fussballen den Boden berühren.
Innenbeinlänge und Körpergrösse messen
Um die Innenbeinlänge richtig zu messen, gibt es eine einfache Technik:
- Das Kind stellt sich aufrecht in Strümpfen und Unterwäsche mit dem Rücken an die Wand.
- Mama oder Papa schieben nun sanft ein festes Buch hochkant zwischen den Beinen soweit in Richtung Schritt, bis es nicht mehr weitergeht.
- Nun wird der Abstand zwischen der oberen Kante des Buches und dem Fussboden gemessen.
- Das Ergebnis in Zentimetern ist die Innenbeinlänge.
Bei der Ermittlung der Körpergrösse dagegen reicht es, wenn diese ebenfalls ohne Schuhe gemessen wird. Das Kind stellt sich hierzu mit dem Rücken an die Wand, bekommt dieses Mal aber ein Buch gerade auf den Kopf gelegt. Mama oder Papa machen eine Markierung genau dort, wo die Unterseite des Buches die Wand berührt. Der Abstand zwischen der Markierung und dem Boden zeigt dann die Körpergrösse an.
Reifengrösse und Rahmenhöhe
Um das richtige Kindervelo zu finden, muss auf die Reifengrösse (auch "Laufradgrösse") sowie die Rahmenhöhe (oder "Rahmengrösse") geachtet werden. Die Reifengrösse beschreibt den Durchmesser der Reifen beziehungsweise der Räder und wird üblicherweise in Zoll angegeben (1 Zoll entspricht 2,54 cm). Die Rahmenhöhe dagegen wird meist in Zentimetern gemessen und bezeichnet den Abstand zwischen der Kurbelmitte bzw. der Tretachse des Velos sowie dem Ende des Sattelrohrs.
Ein zu grosses Kindervelo erschwert das Lernen ungemein. Daher sollte gerade am Anfang kein Velo zum "Reinwachsen" gekauft werden.
Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell und in Wachstumsschüben. Aus diesem Grund sind präzise, allgemeingültige Angaben zur Velogrösse im Verhältnis zum Alter leider nicht möglich. Zur Orientierung kann jedoch die folgende Tabelle herangezogen werden:
Kindesalter |
Körpergrösse (in cm) |
Innenbeinlänge (in cm) |
Reifengrösse |
---|---|---|---|
1-1,5 Jahre | 86 | 33 | nur Laufräder |
1,5-2 Jahre | 92 | 37 | nur Laufräder |
2-3 Jahre | 98 | 40 | Laufräder und 12 Zoll Velos |
3-4 Jahre | 104 | 44 | 12-14 Zoll |
4-5 Jahre | 110 | 48 | 12-16 Zoll |
5-6 Jahre | 116 | 51 | 14-18 Zoll |
6-7 Jahre | 122 | 55 | 16-20 Zoll |
7-8 Jahre | 128 | 59 | 18-20 Zoll |
8-9 Jahre | 134 | 62 | 18-20 Zoll |
9-10 Jahre | 140 | 66 | 20-24 Zoll |
10-11 Jahre | 146 | 69 | 24 Zoll |
11-12 Jahre | 152 | 72 | 24-26 Zoll |
12-13 Jahre | 158 | 75 | 24-26 Zoll |
13-14 Jahre | 164 | 77 | 26 Zoll |
ab 14 Jahren | 170 | 80 | 26 Zoll |
Um herauszufinden, welche Rahmenhöhe das Kindervelo haben sollte, kann die folgende Formel angewendet werden: Rahmenhöhe (in cm) ≤ Innenbeinlänge - ½ Reifengrösse (beides in cm). Mit Hilfe dieser Regel können Mama und Papa das passende Kindervelo problemlos aussuchen: Je näher die Werte von „Rahmenhöhe“ und „Innenbeinlänge minus ½ Reifengrösse“ einander sind, desto besser lässt sich das Kindervelo fahren.
Weitere Eigenschaften und Rahmenform
Um das perfekte Kindervelo auszusuchen, können Eltern noch auf weitere Kriterien achten: Da Kinder meist nicht viel wiegen, sind Kindervelos in Relation zum Körpergewicht der Kleinen oft schwer. Ein Kindervelo aus leichtem Aluminium kann das Kind besser handhaben, tragen und manövrieren. Dies erleichtert die Radtour nicht nur für die Eltern, sondern erfüllt auch das Kleine mit Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten.
Ein Kindervelo sollte immer mit einem Kettenschutz ausgestattet sein, um zu verhindern, dass sich das Hosenbein in der Kette verfängt. Verdickungen an den Enden der Lenkergriffe verringern wiederum das Verletzungsrisiko im Falle eines Sturzes.
Ausserdem gibt es bei Kindervelos Unterschiede im Rahmenbau, die vergleichbar mit den unterschiedlichen Rahmenformen beim Erwachsenen-Velo sind. So haben manche Räder ein schwanenhalsartig geschwungenes ("Wave") und andere ein gerades Oberrohr (das obere Rohr des Rahmens). Ein tief liegendes, geschwungenes Oberrohr („Damenrad“) erleichtert den Einstieg, während ein gerades Oberrohr sportlicher aussieht und den Rahmen verwindungssteifer macht.
Ist das neue Velo gekauft, sollten vor der ersten Fahrt der Sattel und der Lenker auf die jeweils richtige Höhe eingestellt werden.
- Die richtige Sattelhöhe: Das Kind soll den Boden mit den Füssen gut erreichen können, wenn es auf dem Sattel sitzt.
- Die richtige Lenkereinstellung: Das Kind soll den Lenker und die Bremsgriffe bequem erreichen können, am besten mit leicht gewinkelten Armen. Der Lenker ist dann auf der richtigen Höhe, wenn das Kleine möglichst aufrecht auf dem Kindervelo sitzt.
3. Sind Stützräder am Kindervelo wirklich notwendig?
Mit Stützrädern auf beiden Seiten kann ein Kindervelo nicht ungewollt umkippen, was zu uneingeschränktem Fahrspass und höherer Sicherheit führt. Experten gehen heute jedoch davon aus, dass Stützräder den Lernvorgang nicht unterstützen, sondern vielmehr erschweren.
Der Nachteil von Stützrädern
Richtig Velofahren ist nur mit Hilfe eines ausgeprägten Gleichgewichtssinns möglich. Sind an einem Kindervelo Stützräder montiert, kann das Kind im Sattel zwar fast nicht mehr umkippen, gleichzeitig aber auch seinen Gleichgewichtssinn nicht schulen:
Denn mit Stützrädern am Kindervelo bekommen die kleinen Radler ein statisches Gleichgewichtsgefühl vermittelt, da das Velo immer aufrecht steht. Und wenn Ausgleichsbewegungen und Gewichtsverlagerung zum Fahren nicht notwendig sind, werden diese Fähigkeiten auch langsamer erlernt.
Werden die Stützräder lange Zeit verwendet und dann schliesslich entfernt, merkt das Kind auf einmal, dass es selbst arbeiten muss, um mit dem Kindervelo nicht umzufallen. Alles, was es bisher gelernt hat, muss nun umgelernt werden und stellt es vor grössere Herausforderungen, als wenn es direkt ohne Stützräder beginnt.
Die Alternative(n)
Möchten Mama und Papa ihr Kleines trotzdem gerne auf das Velofahren vorbereiten, können sie ihm mit 2 oder 3 Jahren ein Laufrad oder einen Roller kaufen. Diese haben im Gegensatz zum Kindervelo keine Pedale. Sie schulen den Gleichgewichtssinn auf einfache Weise und geben dem Kind ein Gefühl der Sicherheit, da es jederzeit mit den Füssen Kontakt zum Boden hat.
Je früher Köpergefühl und Gleichgewichtssinn geschult werden, desto leichter gelingt auch das Radfahren – Motorikspielzeug kann hier schon frühzeitig helfen.
Noch besser zum frühkindlichen Lernen sind Laufräder und Roller geeignet, die mit einer Handbremse ausgestattet sind. Zwar bremsen Kinder gerade am Anfang meistens mit den Füssen, doch können sie so die andere Art des Bremsens bereits ausprobieren und sich langsam daran gewöhnen.
4. Mit dem Kindervelo sicher durch den Verkehr
Laut Gesetzgeber werden Velos dann als Kindervelos bezeichnet, wenn sie für vorschulpflichte Kinder konzipiert sind. Sind die Kinder bereits im Schulalter gelten die Bestimmungen wie für alle Velos. Grundsätzlich gilt, dass Kindervelos immer auf dem Gehweg fahren müssen. Ausnahmen bilden beispielsweise Tempo 30 Zonen und verkehrsarme Nebenstrassen. Die nachfolgende Übersicht zeigt die aktuellen Regelungen für velofahrende Kinder:
Vorschulpflichtige Kinder mit Kindervelo |
Person über 6 Jahre (Velo) |
|||
---|---|---|---|---|
Trottoir | Fahrbahn | Trottoir | Fahrbahn | |
Fussgängerzone | Ja | Ja | Nein | Nein |
Begegnungszone | Ja | Ja | Ja | Ja |
Tempo 30-Zone | Ja | Ja | Nein** | Ja |
Nebenstrasse | Ja | nur auf verkehrsarmen und wenn Trottoirs fehlen |
Nein** | Ja |
Hauptstrasse | Ja | Nein* | Nein** | Ja |
* Unter 6 Jahren müssen Velo fahrende Kinder begleitet werden.
** Ausnahmen müssen speiziell signalisiert sein.
5. Zubehör für Kind und Kindervelo
Das mit Abstand wichtigste Zubehör für das Kleine selbst ist der Kindervelohelm, da dieser den empfindlichen Kopf vor Verletzungen schützt. Die Schutzfunktion des Helms ist nicht zu unterschätzen, denn bereits ein Sturz aus dem Stand kann zu schweren Schädelbrüchen führen. Velohelme in grellen Farben und mit reflektierenden Flächen sorgen zusätzlich dafür, dass Kinder auf ihrem Kindervelo im Dunkeln und bei Dämmerung besser im Strassenverkehr erkannt werden.
Bei der Auswahl des Zubehörs sollten Eltern immer überlegen, ob es wirklich nötig ist. Denn jedes Teil mehr am Kindervelo erhöht dessen Gewicht und erschwert somit das Fahren.
Manche Pflichtausstattungen wie die Klingel können durch eine andere bunte Klingel ersetzt werden. Und es gibt noch weiteres Zubehör, dessen Anschaffung sinnvoll ist:
- ein Veloschloss sorgt für Sicherheit, wenn das Kindervelo zum Beispiel am Spielplatz abgestellt wird
- ein Fahrradwimpel (doch Vorsicht, das Fahren wird für das Kind damit etwas schwieriger)
- eine Polsterung als Aufprallschutz am Lenker
Bei geübteren Fahrern bietet sich ein kleiner Korb am Lenker oder Gepäckträger an, damit sie ihr Hab und Gut transportieren können. Ein Flaschenhalter, welcher am Rahmen befestigt wird, kann gerade bei längeren Touren sinnvoll sein. Und mit Velohandschuhen sowie Sicherheitsgriffen haben schwitzende Kinderhände immer einen festen Griff.
6. Die Checkliste für den Kauf eines Kindervelos
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