Dreimonatskoliken: Ursachen immer noch unbekannt
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Dreimonatskoliken: Ursachen immer noch unbekannt

Das Köpfchen ist hochrot, die Stimme schrill - Jedes unkontrollierbare Weinen eines Babys, das ansonsten gesund ist, wird mit dem Sammelbegriff Kolik beschrieben. Das Schreien beginnt mit der zweiten Lebenswoche und verliert sich bei den meisten der betroffenen Babys im Laufe des vierten Monats. Daher auch die Bezeichnung "Dreimonatskoliken".

huberj
von windeln.ch Redaktion
Thu, 24.05.2018 - 08:55 Fri, 03/25/2022 - 10:02

Dreimonatskolik bzw. Regualationsstörung

Manchmal dauert diese Phase jedoch auch bis zum sechsten Lebensmonat an. Weil die genaue Ursache der Probleme mancher Neugeborenen bis heute noch nicht eindeutig geklärt ist, lehnen inzwischen zahlreiche Kinderärzte die Bezeichnung Dreimonatskoliken ab und sprechen von Regulationsstörungen:

  • das Schreien und Weinen dauert länger als drei Stunden pro Tag
  • es tritt an mehr als drei Tagen pro Woche auf
  • es erstreckt sich insgesamt über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen

Warum leiden manche Babys unter Dreimonatskoliken?

Obwohl es zahlreiche Erklärungsansätze gibt, ist bis heute nichts bewiesen. Manche Experten verweisen auf körperliche Ursachen, wie Blähungsschmerzen im Darm. Auch könnten sich im Verdauungstrakt der betroffenen Kinder noch nicht ausreichend viele, für die Verdauung jedoch dringend notwendige Bakterien befinden.

Manche Wissenschaftler vermuten eher psychosoziale Ursachen, wie Missverständnisse zwischen den Eltern und ihrem Baby oder einer sich aufschaukelnden Endlosspirale aus Nicht-beruhigen-können und Schuldgefühlen. Einige Experten vertreten auch die Meinung, dass das Kind aus unbekannten Gründen ganz einfach nicht in der Lage ist, sich selbst zu beruhigen. Hierbei wird dann oft vom „Schreibaby“ gesprochen.

Folgende Aspekte sind über "Schreibabys" jedoch sicher bekannt:

  • es gibt sie überall auf der Welt
  • vermehrter Körperkontakt hilft nicht
  • Dreimonatskoliken treten sowohl bei gestillten Kindern als auch bei Flaschenbabys auf
  • das Risiko ist in Raucherhaushalten erhöht
  • im Laufe ihrer späteren Entwicklung unterscheiden sich Babys, die unter Dreimonatskoliken litten in keiner Weise, weder physisch noch psychisch, von anderen Kindern

Regulationsstörung oder Dreimonatskoliken - einige Babys weinen besonders viel

Statistiken zufolge schreien in Deutschland etwa 15 Prozent der Babys bis zu ihrem dritten Lebensmonat exzessiv viel. Bis zum sechsten Lebensmonat sinkt die Rate dann auf etwa fünf Prozent. Alle anderen Neugeborenen schreien täglich im Durchschnitt 30 bis 60 Minuten lang. In der Regel wenn sie Hunger haben oder müde sind.

Das Schreien bei Dreimonatskoliken tritt oft plötzlich, bevorzugt in den späten Nachmittags- und Abendstunden auf. Kurz zuvor hat sich das Baby augenscheinlich rundum wohlgefühlt. Von einem Moment zum anderen verfällt es grundlos in eine regelrechte Schreiattacke. Es scheint, als seien alle Muskeln fest angespannt, das Baby ballt die Fäuste und zieht die Beine an.

Das Köpfchen ist hochrot, die Stimme schrill. Die Eltern versetzt dieser Zustand regelmässig in Alarmbereitschaft, um sie letztendlich völlig hilf- und ratlos zurückzulassen.

Auswirkungen auf das Familienleben

Alle Eltern wünschen sich ein lächelndes Baby, welches sich im Falle von Missstimmungen durch liebevolle Gesten auch wieder beruhigen lässt. Das vermeintlich grundlose, ausdauernde Schreien belastet sie dagegen sehr. Die meisten der betroffenen Mütter und Väter sind chronisch erschöpft und fühlen sich völlig überfordert.

Achtung! Sobald die Eltern bemerken, dass ihre Kräfte erschöpft sind, sollten sie sich unbedingt professionelle Hilfe suchen!

Der erste Weg führt die meisten natürlich zum Kinder- und Jugendarzt. Dort sollten sie die genauen Symptome schildern. Der Arzt wird selbstverständlich versuchen, der Ursache für die Dreimonatskoliken auf den Grund zu gehen.

Zudem ist es wichtig, dass eine ernsthafte Erkrankung, wie ein Leistenbruch sicher ausgeschlossen wird. Sofern das Baby gesund ist, wird der Arzt den geplagten Eltern bei der Suche nach einer Schreiambulanz oder einer ähnlichen Einrichtung helfen. Dort bekommen sie wertvolle Tipps zum Umgang mit ihrem "Schreikind".

Am allerwichtigsten ist jedoch zunächst einmal die Erkenntnis, dass die Eltern mit ihrem Baby nichts falsch machen. Abgesehen von dem Stress, ist das Schreien auch nicht schädlich, sodass auch einmal eine andere Betreuungsperson aufpassen kann, während die Eltern in Ruhe eine Runde um den Block gehen und sich ein wenig erholen.

Eine Therapie - gibt es die überhaupt?

Nein. Eine Medizin gegen Dreimonatskoliken gibt es nicht. Das oberste Gebot lautet deshalb: "Ruhe bewahren!" Studien belegen zwar, dass Babys, die von ihren Eltern im ruhigen Zustand vermehrt herumgetragen wurden, im Durchschnitt auch weniger weinten. Als Beruhigungsmethode, wenn das Baby schreit, ist das Herumtragen jedoch unwirksam.

Von Hebammen empfohlene Beruhigungsmethoden:

  • bestimmte Bewegungen oder Geräusche immer wiederholen
  • bestimmte Rhythmen, wie ein bestimmtes Lied
  • Babymassage
  • festes Einwickeln in ein weiches Tuch (auch "Pucken" genannt - bitte von einer Hebamme genau zeigen lassen; hier sind aber auch Hilfen vorhanden)
  • gleichmässiges Hintergrundgeräusch
  • Hand auf Köpfchen oder Stirn legen und dort ruhen lassen, bis sich das Baby beruhigt hat

In schweren Fällen hilft vielleicht auch ein therapeutisches Verfahren, wie Videofeedback oder Beziehungsanalyse den Eltern über ihre Selbstzweifel und Unsicherheiten hinweg. Sie "verstehen" danach ihr Baby besser und sehen sich nicht mehr gezwungen, sich selbst und ihr "schwieriges" Kind andauernd gegenüber der Umwelt verteidigen zu müssen.

Wann zum Arzt?

Dreimonatskoliken sind zumeist harmloser als der Stress, den sie bescheren, und bedürfen keiner besonderen Behandlung. Um andere Ursachen für das häufige Weinen sicher auszuschliessen, sollten die Eltern jedoch bei folgenden Anzeichen ihr Kind einem Arzt vorstellen:

  • das Baby hat augenscheinlich Schmerzen
  • das Kind nimmt nicht zu
  • es verweigert das Trinken oder erbricht häufig

Auch wenn der Vater oder die Mutter aufgrund der permanenten Überforderung Angst vor einem Kontrollverlust haben, es womöglich zum Schlagen oder Schütteln des Kindes kommen könnte, ist ein Arztbesuch wichtig.

Gibt es Massnahmen zur Vorbeugung?

Auf Dreimonatskoliken (Regulationsstörungen) können sich werdende Eltern weder vorbereiten noch vermögen sie, diese zu verhindern. Warum und welches Baby betroffen sein wird, lässt sich leider nicht vorhersagen.

Fazit
Schreibabys gibt es auf der ganzen Welt
Dreimonatskoliken sind keinesfalls auf Fehler bei der Pflege des Babys zurückzuführen
Sobald sich die Eltern überfordert und erschöpft fühlen, sollten sie sich professionelle Hilfe suchen
Freunde und Familienangehörige können die Eltern während dieser schwierigen Phase unterstützen, indem sie von Zeit zu Zeit als Babysitter einspringen

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Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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