Geschwisterkinder und Ihre Bedürfnisse: praktische Tipps für ein gelingendes Miteinander
Sobald ein Kind erfährt, dass es bald ein Geschwisterchen bekommt, verändert sich die Familiensituation. Bereits während der Schwangerschaft und nach der Geburt haben Eltern oftmals für die grosse Schwester oder den grossen Bruder nicht mehr so viel Zeit wie zuvor. Gerade für Kinder unter drei Jahren ist dies nur schwer zu verstehen.
- Die Reaktionen grosser Geschwister
- Den Umgang miteinander fördern
- Fazit
- Hebammentipps von Ina Ilmer
- Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.
Wie reagieren grosse Geschwister und wie Sie die Bedürfnisse beider Kinder erfüllen können
Aber auch grössere Geschwister können verunsichert, traurig oder sogar wütend darüber sein. Oft reagiert ein grosses Geschwisterkind allerdinsg auch sehr verständnisvoll und stolz auf die Ankunft des jüngsten Familienmitglieds, umsorgt es liebevoll und möchte bei seinen Eltern mithelfen.
Die Reaktionen grosser Geschwister
Als Eltern ist es häufig eine Art Drahtseilakt, den Bedürfnissen der eigenen Kinder ausgewogen zu entsprechen. Und wenn das jüngste Geschwisterkind noch sehr klein ist, braucht es natürlicherweise oft die meiste Zeit. Fühlt sich ein grösseres Geschwisterkind dadurch vernachlässigt, kann es passieren, dass es in Verhaltensmuster zurückfällt, die Sie aus seinem Babyalter kennen.
Das Sprechen in Babysprache, der Wunsch nach einer Windel (obwohl es schon ohne sein kann) oder einem Schnuller sind Beispiele dafür. Meist möchte ein Kind damit wieder mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung erhalten.
Eltern sollten in solchen Situationen versuchen, Wege zu finden, damit das grössere Geschwisterkind die aktuelle Situation besser verstehen kann und ebenfalls ganz individuelle Phasen der Aufmerksamkeit erhält.
Es ist wichtig für grosse Geschwister zu erkennen, dass sie nach wie vor einen wichtigen Platz in der Familie haben und das kleine Geschwisterchen diesen nicht besetzt. Zudem sollte ihm deutlich werden, dass die Liebe von Mama und Papa immer noch so gross ist wie vorher.
Bei Kindern, die sich besonders liebevoll um ihr kleines Geschwisterchen kümmern und sehr traurig sind, wenn das Kleinste dennoch schlecht gelaunt ist, sollten Eltern ebenfalls aufmerken. In solchen Fällen fühlen sich manche Kinder so sehr verantwortlich und unter Druck, dass dies auf Dauer auch belastend sein kann.
Zeigen Sie in solch einem Fall Ihrem Kind, dass Sie es nicht nur lieben, weil es ein toller grosser Bruder oder eine super grosse Schwester ist.
Umgekehrt kann es allerdings auch passieren, dass ein Kind aggressiv über den neuen kleinen Mitbewohner reagiert. Teilweise zerstört es die Spielsachen des Babys oder die eigenen oder es beginnt sogar sein Geschwisterchen zu zwicken, zu beissen oder zu schlagen. Natürlich müssen Eltern das unterbinden.
Aber nur Schimpfen und gegebenenfalls Bestrafungen auszusprechen löst den Konflikt nicht. Ein Kind zeigt auf diese Weise seine Verunsicherung über die neue Situation und benötigt insbesondere jetzt ein hohes Mass an Zuwendung, aber auch Konsequenz, um besser mit der neuen Familiensituation umgehen zu können.
Zeitweise Eifersucht zwischen Geschwistern wird Ihnen im Verlauf der Kindheit Ihrer Kleinen immer wieder begegnen. Dies ist natürlich. Der Spiess kann sich aber auch umdrehen. Wenn das kleine Geschwisterchen grösser wird, kann auch dieses sich eifersüchtig gegenüber den grossen Geschwistern zeigen.
Den Umgang miteinander fördern
Sie können als Eltern aktiv eine vertraute Beziehung zwischen Ihren Kindern fördern, indem Sie schon während der Schwangerschaft die grossen Geschwister auf den baldigen Familienzuwachs vorbereiten. Das gemeinsame Anschauen von Ultraschallbildern und Bilderbüchern über Schwangerschaft, Geburt und Babys sind dafür oft hilfreich.
Wenn es für Sie möglich ist und die Geburtssituation es zulässt, sollten der grosse Bruder oder die grosse Schwester das Baby schon im Krankenhaus besuchen können. So ist das grosse Geschwisterkind von Anfang an mit dabei.
Auch bei der Pflege des Babys und beim Füttern können Sie ein grösseres Kind um Hilfe bitten. Hat es jedoch keine Lust darauf, weil es gerade etwas spannendes spielt, sollten Sie das akzeptieren. Es geht dabei nicht um die Hilfeleistung, sondern darum, dem grossen Kind zu zeigen, dass es jetzt eine neue Rolle in der Familie hat und nach wie vor sehr wichtig ist sowie geliebt und gebraucht wird.
Ebenfalls kann es hilfreich sein, seinem grossen Kind zu zeigen, dass es durchaus Vorteile hat, nicht der Kleinste in der Familie zu sein. Denn es gibt zahlreiche Aufgaben, die für ganz Kleine noch viel zu schwierig und zu gefährlich sind. Der Umgang mit der Schere oder das Helfen beim Kochen gehören beispielsweise dazu. Versuchen Sie allerdings nicht ein grosses Geschwisterkind ständig in die Rolle des Vorbilds zu zwängen. Das kann auf Dauer für alle Geschwisterkinder belastend werden.
Zeigen und erklären Sie Ihrem Kind, wenn es schon grösser ist, auch immer wieder, wie schön es ist, Geschwister zu haben. Gemeinsame altersgerechte Spiele, wie Bälle kugeln oder das Baby durch lustige Turn- und Zirkusübungen zum Lachen bringen, schaffen gemeinsame Erlebnisse und lassen die Geschwister zu Spielpartnern werden.
Nehmen Sie Streitigkeiten zwischen Geschwistern als Entwicklungschance und Übung wahr und versuchen Sie sie nicht gleich in ihren Ansätzen zu unterbinden.
Bedenken Sie, ähnlich wie bei anderen zwischenmenschlichen Beziehungen auch, ist es für Geschwister nicht immer einfach die passende Balance zwischen Nähe und Distanz, Individualität und Gemeinsamkeit zu finden. Daher kommt es häufig zu einem Auf und Ab in der Geschwisterbeziehung, welches vollkommen normal ist und ein sehr gutes Übungsfeld für spätere Beziehungen im Leben bildet.
- Binden Sie das Geschwisterkind schon früh in der Schwangerschaft mit ein. Lassen Sie Ihr Kind Ihren Bauch einreiben, dem Baby zum Einschlafen ein Küsschen auf Ihren Bauch geben, gemeinsam die Ausstattung fürs Baby aussuchen usw.
- Eine gute Idee ist es dem Geschwisterkind zur Geburt ein schönes Geschenk zu machen – ein Mitbringsel des Babys an das grosse Kind.
- Machen Sie dem grossen Kind bewusst das "Grosssein" schmackhaft.
- Schenken Sie dem grossen Kind Zuneigung und Zeit.
Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.
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- Den Umgang miteinander fördern
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