Wenn das Kind nicht in die Kita will
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Therapeutengeprüft

Wenn das Kind nicht in die Kita will

Ihr Kind möchte nicht mehr in die Kita? Das ist durchaus nicht ungewöhnlich und es muss sich kein ernsthaftes Problem dahinter verbergen. Dennoch sollten Sie Ihr Kind ernst nehmen und Ursachenforschung betreiben.

Nicole Ulrich
von Nicole Ulrich
Kindertherapeutin
Mon, 24.07.2017 - 10:42 Thu, 12/02/2021 - 17:07

Nehmen Sie Ihr Kind ernst

Ernst nehmen bedeutet nicht, das Sie ihm unbedingt nachgeben müssen, sondern Feingefühl walten zu lassen.

Möglicherweise handelt es sich bei dem Unwillen um reinen Trotz oder es gab einen harmlosen Streit mit einem anderen Kind. Handelt es sich um tiefer sitzende Trennungsangst oder etwas anderes, mit dem Ihr Kind nicht zurechtkommt, ist hingegen Handeln angesagt. Auch das Alter kann entscheidend sein, wie am besten mit der Situation umzugehen ist.

Unwille gegen die Kita

Es gibt viele Gründe, warum sich Kinder plötzlich weigern, in die Kita zu gehen. Ebenso unterschiedlich können sie ihren Unwillen ausdrücken - die einen weinen, die anderen schreien wütend, andere klammern sich an Mama oder Papa, wieder andere versteifen sich schweigend.

Beobachten sie Ihr Kind täglich, wenn Sie es in die Kita bringen, werden Sie schnell feststellen, ob etwas nicht stimmt. Auch beim Abholen können Sie durch Beobachtung frühzeitig Veränderungen bemerken, beispielsweise wenn sich Ihr Kind ungewöhnlich ruhig verhält, weint oder sich wiederum an Sie klammert.

Mögliche Gründe

Bemerken Sie ein ungewöhnliches Verhalten, sollten Sie dem auf den Grund gehen, vielleicht hat es gar nichts direkt mit der Kita zu tun. Ihr Kind könnte einfach keine Lust haben, sich aufgrund einer anbahnenden Krankheit unwohl fühlen oder eifersüchtig sein, weil Sie mit dem kleinen Geschwisterchen alleine zu Hause sind.

Allerdings gibt es auch Gründe, die in direktem Zusammenhang stehen. Zunächst muss es sich natürlich eingewöhnen - das fällt dem einen Kind leichter, dem anderen schwerer. Es muss sich in einer fremden Umgebung orientieren und alleine unter anderen Kindern behaupten. Das kann anstrengend sein, da wird die Geborgenheit zu Hause vielleicht vorgezogen.

Nach der Eingewöhnung kann es plötzlich langweilig werden: Die anfängliche Neugier ist befriedigt, aus freudiger Spannung wird Routine. Ihr Kind erkennt, dass es dem nun täglich mehrere Stunden ausgesetzt ist, während es lieber zu Hause bei Ihnen wäre.

Weitere Gründe können sein, dass es mit den anderen Kindern oder den Erziehern nicht zurechtkommt oder das Essen nicht schmeckt. Am Tag zuvor könnte es einen Streit mit dem besten Freund oder der besten Freundin gehabt oder ein Spielzeug kaputtgemacht haben.

Probleme oder Veränderungen zu Hause können ebenso zu einer Verweigerung führen. Das kann ein anstehender Umzug sein, Streit zwischen den Eltern oder wenn sich Nachwuchs eingestellt hat - Ihr Kind möchte dann am Geschehen in der Familie teilhaben und nicht täglich einige Stunden ausgeschlossen werden.

Ursache herausfinden

Stellen Sie ein verändertes Verhalten fest oder äussert Ihr Kind direkt, dass es nicht in die Kita möchte, benötigt es Ihre Unterstützung. Äussert es sich direkt, können Sie es auch direkt nach den Gründen fragen. Andernfalls oder wenn es nicht mit dem Grund herausrückt beziehungsweise sich noch nicht entsprechend artikulieren kann, ist mehr Fingerspitzengefühl erforderlich.

So können Sie zu Hause "Kindergarten" spielen und darauf hoffen, dass Ihr Kind mit seinen Puppen oder Stofftieren erlebte Szenen nachspielt, die es belasten. Manch ein Kind kann seine Emotionen in Bildern besser ausdrücken als in Worten - lassen Sie es malen. Erleben Sie unbeschwerte Stunden zusammen, erwähnt es vielleicht nebenbei, was es belastet. Ebenso ist es möglich, von der eigenen Kita-Zeit zu erzählen. Erfährt Ihr Kind, dass auch für Papa und Mama nicht alles immer so einfach war, fühlt es sich verstanden. Letztendlich kann ein Gespräch mit den Erziehern Anhaltspunkte liefern.

Wie reagieren?

Mit der Ursachenforschung ist es natürlich nicht getan. Eltern streikender Kinder stehen vor dem Problem, ob sie Ihrem Kind die Kita trotzdem zumuten oder es lieber zu Hause lassen. Dabei spielen die Emotionen des Kindes und die der Eltern gleichermassen eine Rolle.

Wie Sie am besten reagieren, lässt sich kaum pauschalisieren, denn jede Situation ist individuell. Manch ein Kind beruhigt sich, wenn es beim Abschied von den Erziehern abgelenkt wird, und vergisst seinen Unwillen im Spiel mit den anderen Kindern. Sie können es kurz trösten, sollten den Abschied aber nicht zu lange hinauszögern - das macht es nicht einfacher.

Es kann helfen, die Kita mit etwas Positivem zu verbinden, zum Beispiel indem Ihr Kind das Lieblingsstofftier mitnimmt. Sie können auch ein kleines Foto mitgeben - immer, wenn Ihr Kind es anschaut, sind Sie in Gedanken bei ihm. Findet es schwer Anschluss, können Sie andere Kinder aus der Gruppe zu sich nach Hause einladen, um das Eis zu schmelzen.

Es ist ungünstig, dem weinenden Kind nachzugeben. Einerseits kann das zu täglich neuen Diskussionen führen, andererseits muss Ihr Kind auch lernen, sich mit unliebsamen Situationen auseinanderzusetzen und eventuelle Ängste zu überwinden - selbstverständlich ohne es damit zu überfordern. Bedenken Sie, dass es spätestens im Schulalter nicht einfach wegen seinem Unwillen zu Hause bleiben kann.

Es gibt allerdings Charaktere und Probleme, die es durchaus gerechtfertigen, dem Kind eine Pause zu gönnen oder einen Gang zurückzuschalten. Eine Pause kann Ihrem Kind helfen, neue Kraft zu sammeln, während Sie die Zeit nutzen können, es zu ermutigen und ein eventuelles Problem wie einen kleinen Streit mit dem Freund zu beheben. Allerdings sollte eine Pause auch ausdrücklich als solche definiert werden, das zu Hause bleiben muss dem Kind klar als Ausnahme vermittelt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist es, den Aufenthalt in der Kita zunächst zu verkürzen, indem Sie es später hinbringen und früher abholen. Nach und nach können Sie die Dauer ausdehnen. Ihr Kind erfährt so die Bestätigung, dass seine Bedürfnisse ernst genommen werden, und erhält zugleich die Gelegenheit, sich sukzessive mit der Situation zu arrangieren.

Bleiben alle Bemühungen erfolglos, kann der Gang zu einem Psychologen sinnvoll sein, um die Ursache für die Verweigerung herauszufinden und entsprechende Massnahmen zu ergreifen.

Alter des Kindes

Berücksichtigen Sie auch das Alter: Ein Kind unter drei Jahren benötigt Ihre Fürsorge noch wesentlich intensiver als mit drei Jahren und mehr. Ein kleines Kind kann schlicht noch mit der Trennung überfordert sein, eine langsame Heranführung kann daher ebenso wie eine Auszeit angemessener sein als bei einem älteren Kind. Das betrifft insbesondere auch Kinder die stark fremdeln, oder während eines Entwicklungsschubes Ihre Nähe besonders brauchen.

Ab einem Alter von drei Jahren werden einige Kinder ausserdem zunehmend manipulativer. Es kann vorkommen, dass sie versuchen, ihren Unwillen durchzusetzen. Dann ist Unnachgiebigkeit Ihrerseits sicher der bessere Weg. Trotzdem sollten Sie natürlich versuchen herauszufinden, ob es sich um Unlust oder tiefere Probleme handelt.

Fazit - das können Sie tun:
Ursache herausfinden
Gespräch mit Erziehern
Kind unterstützen
innerfamiliäre Konflikte berücksichtigen
in Ausnahmefällen zu Hause lassen
Expertenrat einholen
Therapeutengeprüft

Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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