Dammriss & Dammschnitt
Dammriss & Dammschnitt
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Arztgeprüft

Dammriss & Dammschnitt

Beim Damm handelt es sich um das Gewebe zwischen der Scheidenöffnung und dem After. Unter der Geburt kann der Damm durch den Kopf des Neugeborenen so stark gedehnt werden, dass er einreisst.

Dr. Anja Kneller
von Dr. Anja Kneller
Gynäkologin
Tue, 29.08.2017 - 09:14 Fri, 12/10/2021 - 16:47

Mediziner unterscheiden bei einem Dammriss zwischen vier Schweregraden:

1. Grad: Die Haut des Dammgewebes ist leicht eingerissen. Die Muskulatur trägt keine Schäden davon.

2. Grad: Die Haut ist stärker eingerissen und die Dammmuskulatur ist oberflächlich betroffen.

3. Grad: Neben den Verletzungen 2. Grades reisst noch der Schliessmuskel des Afters.

4. Grad: Die Schleimhaut des Darmes reisst zusätzlich ein.

Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen, wenn es um den Dammriss geht: Manche Frauen überstehen die Geburt ganz ohne Riss. Bei vielen Geburten reisst der Damm nur wenig ein und heilt ohne Komplikationen wieder ab. Bei Rissen 1. Grades wird auf das Nähen häufig sogar ganz verzichtet.

Risse 2. Grades müssen nach der Geburt mit einer lokalen Betäubung der betroffenen Stelle genäht werden. In der Regel werden Fäden verwendet, die sich nach einigen Tagen ganz von alleine auflösen.

Bei Rissen 3. und 4. Grades ist ein grösserer Eingriff, der aber meistens ebenfalls gut verheilt, erforderlich.

Dammschnitt: Notwendig bei Geburtskomplikationen

Bei einem Dammschnitt wird der Damm mit einem kleinen Schnitt erweitert, um den Scheidenausgang zu vergrössern. Der Schnitt ist nicht sehr schmerzhaft, da er während der letzten Presswehe durchgeführt wird. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gewebe zwischen Vagina und Anus stark gespannt und eher schmerzunempfindlich.

Wurden in den 1970er Jahren bei rund 90 Prozent der Gebärenden Dammschnitte als Routineeingriff durchgeführt, ist die Zahl im neuen Jahrtausend zurückgegangen. Ein Dammschnitt ist dann medizinisch notwendig, wenn sich die Herztöne des Kindes verschlechtern und die Geburt schneller voran gehen muss.

Bei Frühgeburten erfolgt ein Dammschnitt, damit auf den kleinen Kopf weniger Druck ausgeübt wird. Auch bei einer Geburt mit Zange oder Saugglocke schneiden Ärzte häufig den Damm ein, da die Instrumente Platz benötigen. Ausserdem kommt bei besonders grossen Babys der Dammschnitt zum Einsatz.

Dammriss oder Dammschnitt?

Obwohl viele Hebammen und immer mehr Ärzte mittlerweile den natürlichen Dammriss bevorzugen, liegt die Dammschnitt-Rate in Deutschland in etwas bei 20-30 %. Vor einigen Jahren lag sie noch bei knapp 60 %. Hier ist also ein deutliches Umdenken zu spüren. Wenn es um die Frage "Dammriss oder Dammschnitt?" geht, sind die Meinungen weiterhin gespalten.

Hebammen plädieren mehrheitlich für den Dammriss, da er besser abheilen und weniger Schmerzen verursachen soll als ein Schnitt. Andererseits sind einige Mediziner der Meinung, dass sich der Dammschnitt mit Blick auf die Schweregrade des Dammrisses besser kontrollieren lasse als ein natürlicher Riss.

Wenn Sie bei der Geburt Ihres Kindes einen Dammschnitt nur im Notfall wünschen, sprechen Sie im Vorfeld mit Ihrer Hebamme darüber. Ausserdem haben Sie die Möglichkeit, sich in Geburtskliniken über die jeweilige Dammschnitt-Rate zu informieren.

Diese schwankt je nach Krankenhaus zwischen 5 und 76 Prozent! In einigen Geburtskliniken ist diese Rate besonders hoch, weil sie auf Risikoschwangerschaften spezialisiert sind. In diesen Krankenhäusern werden deshalb mehr Dammschnitte durchgeführt als in anderen Kliniken.

So können Sie einem Dammriss vorbeugen

Um den Damm vor der Geburt schön weich und elastisch zu machen, können Sie zu Hause einige Massnahmen ergreifen. Sie sollten aber darauf achten, dass Sie mit den Vorbereitungen vier bis sechs Wochen vor Ihrem errechneten Geburtstermin beginnen.

Leider gibt es keine Garantie, dass es unter der Geburt nicht doch zu einem Dammriss bzw. Dammschnitt kommt. Ab der 34. Schwangerschaftswoche können Sie das Gewebe rund um den Damm täglich mit etwas Öl massieren. Speziell für die Damm-Massage sind hochwertige Mandel- oder Weizenkeimöle erhältlich.

Und so geht's: Geben Sie etwas Öl auf Ihren Finger und führen Sie ihn wenige Zentimeter in die Scheide ein. Wenn Sie etwas Übung haben, können Sie die Massage auch mit mehreren Fingern ausprobieren, die Sie sanft auseinanderspreizen.
Frauen, die sich bei der Damm-Massage nicht wohlfühlen, können das Gewebe auch mit Sitzbädern aus Heublumen oder Lindenblüten lockern.

Ausserdem kann eine spezielle Gymnastik die Elastizität des Damms fördern: Gehen Sie mit geöffneten Knien in die Hocke oder setzen Sie sich mehrmals pro Tag in den Schneidersitz.

Das hilft bei Schmerzen

Wenn Sie unter der Geburt Ihres Kindes einen Dammriss oder Dammschnitt davongetragen haben, gibt es einige Methoden, die die Schmerzen lindern können. Ein bewährtes Mittel der alternativen Medizin ist die Heilpflanze Arnica. In Form von homöopathischen Globuli fördert Arnica (D4) die Wundheilung.

Damit der Urin beim Gang auf die Toilette nicht unangenehm in der Wunde brennt, haben Hebammen einen guten Trick: Spülen Sie gleichzeitig oder unmittelbar nach dem Wasserlassen warmes Wasser aus einer Flasche über die Wunde. Ausserdem eignen sich Sitzbäder mit Kamillen- oder Eichenrindenextrakt sehr gut, um die Wunde am Damm vorsichtig zu spülen.

Die pflanzlichen Extrakte sind in der Apotheke erhältlich. Damit ein harter Stuhlgang nicht zusätzliche Schmerzen an der Wunde verursacht, empfehlen Hebammen eine ballaststoffreiche Ernährung. Um den Stuhlgang weicher zu machen trinken Sie im Idealfall 2 Liter Wasser pro Tag und essen Joghurt und Trockenobst. Eine sanfte Bauchmassage mit etwas Mandel- oder Sesamöl wirkt krampflösend.

Schliesslich gibt es noch einen ganz simplen, aber effektiven Tipp, der Ihnen das Sitzen nach einem Dammriss bzw. Dammschnitt erheblich erleichtert: Setzen Sie sich einfach auf einen aufgeblasenen Schwimmring. Beim Stillen können Sie die Wunde entlasten, indem Sie sich auf die Seite legen.

Nachsorge durch die Hebamme

Im Rahmen der Nachsorge wird die Wundheilung regelmässig durch Ihre Hebamme kontrolliert. Nach etwa einer Woche können die Fäden ganz unkompliziert von der Hebamme bei Ihnen zu Hause gezogen werden. Mittlerweile werden beim Nähen aber eigentlich nur noch Fäden verwendet, die sich nach einiger Zeit von alleine auflösen.

Fazit
Vertrauen Sie auf die Meinung der Hebammen und Ärzte in Ihrer Entbindungsklinik und besprechen Sie am besten bei der Vorstellung zur Geburt, was Ihnen wichtig ist. Ein Dammschnitt wird immer vorher mit Ihnen besprochen und nur durchgeführt, wenn es wirklich nötig ist.
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Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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