Kleine Räuber und Ritter » Warum Kinder mit Waffen spielen

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windeln.ch Redaktion

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Alle Beiträge des Experten

Kleine Räuber und Ritter » Warum Kinder mit Waffen spielen

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Das wilde Spiel können Sie erlauben, müssen aber klare Regeln aufstellen – Kinder und Waffen sind ein heikles Thema. Warum spielen sie bisweilen gerne mit Schwertern, Pistolen oder Gewehren? Ist das nicht bedenklich für die Entwicklung? 


Faszination an Waffen

Früher oder später werden Kinder mit ihnen konfrontiert. Michel aus Lönneberga hat sein Holzgewehr, Pipi Langstrumpf eine echte Pistole, Comicfiguren sind mit modernsten Geschützen ausgestattet, um die Faschingszeit locken in den Regalen Plastikschwerter, Polizisten haben einen Schlagstock und eine Pistole, Indianer schießen mit Pfeil und Bogen.

Eltern können sich noch so viel Mühe geben und ihre Kinder vom Fernseher fernhalten oder sie nur waffenfreie Sendungen schauen lassen, nur ausgesuchte Geschichten vorlesen: Spätestens der Gang durch Geschäfte und der Kontakt mit anderen Kindern führt dazu, dass Waffen interessant werden.

Folglich möchten viele Kinder damit spielen, in die Rolle des Cowboys oder Ritters schlüpfen, sich als Polizist fühlen. Oft sind es Jungs, die das Spiel mit Waffen lieben. Das mag teilweise kulturell bedingt sein – einst gingen die Männer mit Waffen auf die Jagd und verteidigten ihren Stamm, lange waren Soldaten und Polizisten in Deutschland ausschließlich Männer.

Auch die Erziehung kann die Vorliebe für Spielzeugwaffen bei Jungs begünstigen, wenn beispielsweise Väter gerne mit ihren Söhnen Rangeln und Balgen, eventuell Worte wie «ein Indianer kennt keinen Schmerz» fallen. In der klassischen Rollenverteilung lernen Mädchen hingegen eher, ihre Puppen hübsch zu machen, selbst hübsch auszusehen und sich unauffälliger zu verhalten.

Das lässt sich selbstverständlich nicht pauschalisieren. Es gibt auch kleine Draufgängerinnen, die durch das Spiel mit Waffen ihre Unerschrockenheit demonstrieren, ihre Risikobereitschaft ausleben und im Spiel ihre Stärke zeigen möchten.

Entwicklungsbedingtes Spiel

Erziehungswissenschaftler und Pädagogen sehen in der Regel zunächst kein Problem darin, wenn Kinder mit Waffen spielen. Sie halten das Interesse für Bestandteil eines normalen Entwicklungsprozesses.

Ab dem Kindergartenalter müssen Kinder ihren Platz in einer Gemeinschaft finden. Sie lernen, sich selbst als Individuum abzugrenzen und zu behaupten, damit ihre Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Andererseits gehört auch die Akzeptanz der Interessen anderer Kinder zum Lernprozess.

Gegenüber den Eltern testen Kinder ihre Grenzen und versuchen, ihren Willen durchzusetzen. Es handelt sich dabei einerseits um Selbstfindung und Selbsterkenntnis, andererseits um das Erproben der eigenen Macht und Stärken. Dies kann im Spiel mit Waffen erfolgen, denn Waffen demonstrieren eben dies: Macht und Stärke.

Experten sind der Ansicht, dass dieses Interesse bei einer gesunden Entwicklung von selbst nachlässt. Irgendwann ist Ihr Kind in verschiedene faszinierende Rollen geschlüpft, findet sich innerhalb einer Gemeinschaft zurecht, hat sich mit anderen Kindern gestritten und wieder vertragen. Bereits im Grundschulalter ebbt die Leidenschaft für Waffen daher oft ab: Ein wichtiger Entwicklungsprozess wurde bis dahin durchlaufen, nun stellen sich andere Prioritäten ein.

Abgrenzung von echter Gewalt

Unabhängig davon, ob Ihr Kind gerne mit Waffen spielt, haben Sie sicher schon vor dem Eintritt in den Kindergarten Auseinandersetzungen zwischen kleinen Kindern erlebt. So wird auf dem Spielplatz einem anderen Kind die Schippe weggenommen oder auch mal vor Wut damit zugehauen. Gewalt unter Kindern ist daher keine Frage der genutzten Gegenstände – selbst die Zähne können erfolgreich eingesetzt werden.

Auch dies gehört zu einer Entwicklungsphase, in welcher Kinder lernen, was «Meins» und «Deins» bedeutet und dass ein bestimmtes Verhalten anderen Kindern wehtun kann.

Beim Spiel mit Waffen handelt es sich häufig um Rollenspiele, in denen Kinder selbst Regeln festlegen, lautet die Erkenntnis des «Instituts für Pädagogik & Psychologie»: Ertönt beispielsweise ein «Päng!», während die Spielzeugpistole aus dem Versteck hinter dem Baum hervorlugt, fällt das «getroffene» Kind um. Es muss nun bis zehn zählen, so lange ist es im Spiel verletzt. Danach geht die Action weiter.

Ebenso ist gegen das Hantieren mit Spielzeugschwertern nichts einzuwenden, sofern sich Kinder nicht tatsächlich damit prügeln. Das würde jedoch wiederum bedeuten, dass nicht die Waffen das Problem sind, sondern nicht frühzeitig gelernt wurde, dass gegen Andere keine Gewalt eingesetzt werden darf. Die betroffenen Kinder haben in einem solchen Fall in der Regel ein Problem, sich auszudrücken und mit Konflikten umzugehen. Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit sind unzureichend entwickelt, daran muss gearbeitet werden.

Klare Regeln aufstellen

Verbote machen Waffen erst recht interessant. Außerdem könnte sich Ihr Kind ausgegrenzt und benachteiligt fühlen: Die anderen spielen mit ihren Gewehren und Schwertern, werden dafür bewundert, und Ihr Kind kann nicht mitmachen.

Infolgedessen zieht es sich vielleicht zurück. Es ist aber auch möglich, dass es sich selbst ein Schwert besorgt, beispielsweise einen Stock, und damit am Spiel teilnimmt. Hat sich bis dahin Frustration eingestellt, spielt es eventuell nicht wie andere Kinder, sondern äußert seinen Unmut, indem es tatsächlich damit zuschlägt. Die vorherige Benachteiligung könnte sich durch ausgelebte Aggression kompensieren.

Sie sollten Ihrem Kind daher das wilde Spiel durchaus erlauben, aber klare Regeln aufstellen. Es darf niemandem wehgetan werden, und wenn es einem Kind zu viel wird, ist das Spiel abzubrechen oder muss anders ablaufen.

Erklären Sie den Unterschied zwischen Spielzeugwaffen und echten Waffen. Letztere sind wirklich gefährlich und dürfen daher nur von ausgebildeten Personen eingesetzt werden. Auch ein Polizist, der zum Tragen einer Waffe berechtigt ist, darf auf der Verbrecherjagd nicht einfach schießen. Sie darf nur in allerletzter Not eingesetzt werden und jegliche Verletzung des Verbrechers ist so gering wie möglich zu halten.

Sprechen Sie davon abgesehen mit Ihrem Kind über dessen Ängste und andere Emotionen. Zeigen Sie ihm Möglichkeiten auf, wie es sich verhalten kann, wenn es sich ungerecht behandelt oder angegriffen fühlt.

Grund zur Besorgnis besteht, wenn sich Ihr Kind sozial auffällig verhält und wiederholt die für das Spiel mit Waffen aufgestellten Regeln missachtet. In einem solchen Fall ist der Gang zu einem Psychologen sinnvoll, um die Ursachen für die Verhaltensdefizite zu erforschen und geeignete Maßnahmen einzuleiten.

© Oleksandr Babich – Fotolia.com

Fazit

  • Entwicklungsprozess
  • Rollenspiele
  • Spielerisch Stärke demonstrieren
  • Kompensation von Schwächen

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Faszination an Waffen

Früher oder später werden Kinder mit ihnen konfrontiert. Michel aus Lönneberga hat sein Holzgewehr, Pipi Langstrumpf eine echte Pistole, Comicfiguren sind mit modernsten Geschützen ausgestattet, um die Faschingszeit locken in den Regalen Plastikschwerter, Polizisten haben einen Schlagstock und eine Pistole, Indianer schießen mit Pfeil und Bogen.

Eltern können sich noch so viel Mühe geben und ihre Kinder vom Fernseher fernhalten oder sie nur waffenfreie Sendungen schauen lassen, nur ausgesuchte Geschichten vorlesen: Spätestens der Gang durch Geschäfte und der Kontakt mit anderen Kindern führt dazu, dass Waffen interessant werden.

Folglich möchten viele Kinder damit spielen, in die Rolle des Cowboys oder Ritters schlüpfen, sich als Polizist fühlen. Oft sind es Jungs, die das Spiel mit Waffen lieben. Das mag teilweise kulturell bedingt sein – einst gingen die Männer mit Waffen auf die Jagd und verteidigten ihren Stamm, lange waren Soldaten und Polizisten in Deutschland ausschließlich Männer.

Auch die Erziehung kann die Vorliebe für Spielzeugwaffen bei Jungs begünstigen, wenn beispielsweise Väter gerne mit ihren Söhnen Rangeln und Balgen, eventuell Worte wie «ein Indianer kennt keinen Schmerz» fallen. In der klassischen Rollenverteilung lernen Mädchen hingegen eher, ihre Puppen hübsch zu machen, selbst hübsch auszusehen und sich unauffälliger zu verhalten.

Das lässt sich selbstverständlich nicht pauschalisieren. Es gibt auch kleine Draufgängerinnen, die durch das Spiel mit Waffen ihre Unerschrockenheit demonstrieren, ihre Risikobereitschaft ausleben und im Spiel ihre Stärke zeigen möchten.

Entwicklungsbedingtes Spiel

Erziehungswissenschaftler und Pädagogen sehen in der Regel zunächst kein Problem darin, wenn Kinder mit Waffen spielen. Sie halten das Interesse für Bestandteil eines normalen Entwicklungsprozesses.

Ab dem Kindergartenalter müssen Kinder ihren Platz in einer Gemeinschaft finden. Sie lernen, sich selbst als Individuum abzugrenzen und zu behaupten, damit ihre Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Andererseits gehört auch die Akzeptanz der Interessen anderer Kinder zum Lernprozess.

Gegenüber den Eltern testen Kinder ihre Grenzen und versuchen, ihren Willen durchzusetzen. Es handelt sich dabei einerseits um Selbstfindung und Selbsterkenntnis, andererseits um das Erproben der eigenen Macht und Stärken. Dies kann im Spiel mit Waffen erfolgen, denn Waffen demonstrieren eben dies: Macht und Stärke.

Experten sind der Ansicht, dass dieses Interesse bei einer gesunden Entwicklung von selbst nachlässt. Irgendwann ist Ihr Kind in verschiedene faszinierende Rollen geschlüpft, findet sich innerhalb einer Gemeinschaft zurecht, hat sich mit anderen Kindern gestritten und wieder vertragen. Bereits im Grundschulalter ebbt die Leidenschaft für Waffen daher oft ab: Ein wichtiger Entwicklungsprozess wurde bis dahin durchlaufen, nun stellen sich andere Prioritäten ein.

Abgrenzung von echter Gewalt

Unabhängig davon, ob Ihr Kind gerne mit Waffen spielt, haben Sie sicher schon vor dem Eintritt in den Kindergarten Auseinandersetzungen zwischen kleinen Kindern erlebt. So wird auf dem Spielplatz einem anderen Kind die Schippe weggenommen oder auch mal vor Wut damit zugehauen. Gewalt unter Kindern ist daher keine Frage der genutzten Gegenstände – selbst die Zähne können erfolgreich eingesetzt werden.

Auch dies gehört zu einer Entwicklungsphase, in welcher Kinder lernen, was «Meins» und «Deins» bedeutet und dass ein bestimmtes Verhalten anderen Kindern wehtun kann.

Beim Spiel mit Waffen handelt es sich häufig um Rollenspiele, in denen Kinder selbst Regeln festlegen, lautet die Erkenntnis des «Instituts für Pädagogik & Psychologie»: Ertönt beispielsweise ein «Päng!», während die Spielzeugpistole aus dem Versteck hinter dem Baum hervorlugt, fällt das «getroffene» Kind um. Es muss nun bis zehn zählen, so lange ist es im Spiel verletzt. Danach geht die Action weiter.

Ebenso ist gegen das Hantieren mit Spielzeugschwertern nichts einzuwenden, sofern sich Kinder nicht tatsächlich damit prügeln. Das würde jedoch wiederum bedeuten, dass nicht die Waffen das Problem sind, sondern nicht frühzeitig gelernt wurde, dass gegen Andere keine Gewalt eingesetzt werden darf. Die betroffenen Kinder haben in einem solchen Fall in der Regel ein Problem, sich auszudrücken und mit Konflikten umzugehen. Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit sind unzureichend entwickelt, daran muss gearbeitet werden.

Klare Regeln aufstellen

Verbote machen Waffen erst recht interessant. Außerdem könnte sich Ihr Kind ausgegrenzt und benachteiligt fühlen: Die anderen spielen mit ihren Gewehren und Schwertern, werden dafür bewundert, und Ihr Kind kann nicht mitmachen.

Infolgedessen zieht es sich vielleicht zurück. Es ist aber auch möglich, dass es sich selbst ein Schwert besorgt, beispielsweise einen Stock, und damit am Spiel teilnimmt. Hat sich bis dahin Frustration eingestellt, spielt es eventuell nicht wie andere Kinder, sondern äußert seinen Unmut, indem es tatsächlich damit zuschlägt. Die vorherige Benachteiligung könnte sich durch ausgelebte Aggression kompensieren.

Sie sollten Ihrem Kind daher das wilde Spiel durchaus erlauben, aber klare Regeln aufstellen. Es darf niemandem wehgetan werden, und wenn es einem Kind zu viel wird, ist das Spiel abzubrechen oder muss anders ablaufen.

Erklären Sie den Unterschied zwischen Spielzeugwaffen und echten Waffen. Letztere sind wirklich gefährlich und dürfen daher nur von ausgebildeten Personen eingesetzt werden. Auch ein Polizist, der zum Tragen einer Waffe berechtigt ist, darf auf der Verbrecherjagd nicht einfach schießen. Sie darf nur in allerletzter Not eingesetzt werden und jegliche Verletzung des Verbrechers ist so gering wie möglich zu halten.

Sprechen Sie davon abgesehen mit Ihrem Kind über dessen Ängste und andere Emotionen. Zeigen Sie ihm Möglichkeiten auf, wie es sich verhalten kann, wenn es sich ungerecht behandelt oder angegriffen fühlt.

Grund zur Besorgnis besteht, wenn sich Ihr Kind sozial auffällig verhält und wiederholt die für das Spiel mit Waffen aufgestellten Regeln missachtet. In einem solchen Fall ist der Gang zu einem Psychologen sinnvoll, um die Ursachen für die Verhaltensdefizite zu erforschen und geeignete Maßnahmen einzuleiten.

© Oleksandr Babich – Fotolia.com

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