Wenn Babys zahnen: Erste Symptome, Hilfsmittel & Pflege
Wenn Babys zahnen: Erste Symptome, Hilfsmittel & Pflege
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Hebammengeprüft

Wenn Babys zahnen: Erste Symptome, Hilfsmittel & Pflege

Der Durchbruch der Milchzähne, eingeleitet durch langsames Vorrücken, ist ein länger währender Prozess, der mit dem Begriff Zahnen beschrieben wird. Die meisten Eltern erwarten das Erscheinen des ersten weissen Zähnchens im Mund ihres Kindes voller Spannung. Jedes Kind erlebt das Zahnen unterschiedlich. Einige haben lediglich geringe Beschwerden, andere wiederum heftige Schmerzen.

Christina Altmann
von Christina Altmann
Hebamme & Mutter
Wed, 19.07.2017 - 15:59 Fri, 09/30/2022 - 11:31

Der erste Zahn macht Babys Lächeln perfekt

Auch für die jungen Eltern ist die Zeit des Zahnens anstrengend. Anfangs sind sich viele noch unsicher, woher die Beschwerden ihres Kindes kommen. Ob die ersten Zähne verantwortlich sind? Gerade während dieser Phase machen viele Babys ihre ersten Infektionen durch, sodass Fieber oder Durchfall mit dem Zahnen zusammentrifft. Auch wenn es für die kleine Familie wahrscheinlich eine unruhige Zeit wird, ist sie sehr bedeutsam.

Schliesslich erwacht mit den ersten Zähnchen bei ihrem Kind auch das Interesse für feste Speisen.

Wann beginnt das Zahnen und in welcher Reihenfolge?

Bereits vor der Geburt sind die Milchzähne im Kieferknochen angelegt. Durchschnittlich ab dem sechsten Lebensmonat beginnen sie dann schubweise durchzubrechen. Bei den meisten Babys lassen sich die mittleren Schneidezähne im Unterkiefer zuerst sehen. Es folgen die oberen, gefolgt von den seitlichen Schneidezähnen. Die Eck- und Backenzähne kommen zuletzt. Erst zwischen dem 20. und 30. Monat ist das Milchgebiss mit insgesamt 20 Zähnen vollständig.

Zahnen

Dieser zeitliche Ablauf stellt allerdings lediglich eine grobe Richtung dar. Manche Kinder beginnen schon ab dem vierten Monat zu zahnen, andere besitzen zu ihrem ersten Geburtstag gerade vier Zähnchen. Sollte jedoch nach zwölf Monaten noch gar nichts geschehen sein, empfiehlt sich ein Besuch beim Zahnarzt.

Typische Symptome des Zahnens

Während viele Eltern beim ersten Kind vielleicht noch ein wenig unsicher sind, deuten erfahrene Eltern die unverkennbaren Anzeichen für den Durchbruch der ersten Zähnchen zumeist ohne Probleme richtig. Nicht alle Babys zeigen beim Zahnen die gleichen Verhaltensweisen. Während sich bei manchen die ersten Zähnchen ihren Weg beinahe ohne Begleiterscheinungen bahnen, werden andere von starken Schmerzen geplagt.

Folgende Symptome können deshalb vereinzelt oder in Kombination, weniger stark oder besonders massiv auftreten:

  • Das Baby steckt immer wieder die eigene Hand oder greifbare Gegenstände in den Mund, um darauf herumzukauen.
  • Dabei sabbert es verstärkt. Eventuell wird dadurch der Mund aussen herum wund.
  • Die Wangen sind gerötet und heiss.
  • Das Zahnfleisch ist geschwollen und rot.
  • Das Baby hat weniger Appetit als sonst.
  • Es quengelt, schreit häufiger als in den letzten Monaten und schläft unruhig.
  • Die vermehrte Suche nach Körperkontakt kann auch ein Hinweis auf das beginnende Zahnen sein.

Manche Kinder leiden auch unter Fieber und Durchfall. Ihr Po ist feuerrot und wund. Allerdings kann sich hinter diesen Symptomen auch ein leichter Infekt verbergen. Während die Zähne durchbrechen, ist nämlich das Immunsystem der Kleinen vorübergehend geschwächt. Infekte treffen demnach oft mit dem Zahnen zusammen.

Hinzu kommt, dass die Umstellung der Ernährung von Mutter- oder Ersatzmilch auf feste Nahrung zumeist in die Zeit des Zahnens fällt. Das kann dem kleinen Organismus zusätzliche Probleme bereiten. Bei andauerndem hohen Fieber und massiven Durchfällen sollten die Eltern ihr Baby deshalb unbedingt einem Kinderarzt vorstellen.

Wie können die Eltern ihrem Baby bei Zahnen helfen?

Damit ihr Baby weniger leiden muss, möchten die meisten Eltern aktive Unterstützung beim Zahnen leisten. Je nach Beschwerdeausmass ist das sogar durchaus möglich:

  • Mit sauberen Fingern oder speziellen Silikonfingerlingen aus der Apotheke können Mama und Papa das Zahnfleisch ihres Babys vorsichtig massieren. Anhand der Reaktion des Kindes lässt sich schnell erkennen, ob ihm das gut tut.
  • Oft hilft auch eine Fussreflexzonenmassage. Das sanfte Kneten und Streicheln der Babyzehen-Kuppen lindert die Schmerzen in den Zahnleisten.
  • Infolge des vermehrten Speichelflusses beim Zahnen sind die Brust und der Hals des Kindes im Handumdrehen völlig durchnässt. Vor allem in der kalten Jahreszeit kann das schnell zu einer Erkältung führen. Eine Mullwindel, Lätzchen oder bunte Halstücher halten Hemdchen und Strampler schön trocken.
  • Sind die Mundwinkel und Wangen vom vielen Sabbern wund geworden, helfen spezielle Baby-Pflegecremes.
  • Durch häufigeres Wechseln der Windeln und das etwas dickere Auftragen der gewohnten Baby-Hautschutzcreme können die Eltern unter Umständen einen wunden Po verhindern. Auch Calendula-Cremes, mit dem natürlichen Extrakt von Ringelblumen sind sehr empfehlenswert.

Zärtlichkeit und liebevolle Ablenkung sind ausserdem ausgezeichnet dazu geeignet, das Baby während der schwierigen Phase des Zahndurchbruchs zu unterstützen. Zusätzliche Kuscheleinheiten, Wiegen in den Armen und häufigeres Herumtragen tut vor allem sehr unruhigen und weinerlichen Babys gut. Ausgedehnte Spieleinheiten und Spaziergänge lassen das Kind seine Beschwerden ab und zu für eine Weile vergessen.

Hilfsmittel, die das Zahnen erleichtern

Gegenstände, auf denen das Baby herumkaut, massieren das Zahnfleisch. Das empfinden die meisten Kinder als äusserst angenehm. Deshalb sollten die Eltern ihrem Baby ruhig verschiedene Zahnungshilfen anbieten. Im Laufe der Zeit sucht sich ihr Sprössling dann ganz von allein seinen "Favoriten" heraus.

1. Beissring

Sobald das Baby statt des Saugers die Plastikplatte des Schnullers in den Mund nimmt, um darauf herumzukauen, wird es Zeit für einen Beissring. Dieser hat keine Kanten und lässt sich leicht reinigen. Mit Wasser gefüllte Exemplare, die sich im Kühlschrank herunter kühlen lassen, unterstützen das Zahnen besonders gut. Die Kälte drosselt die Durchblutung des Zahnfleisches, sodass es abschwellen kann und weniger schmerzt. Trotzdem kann das zahnende Baby nach Herzenslust ohne Verletzungsgefahr auf dem Beissring kauen.

Beim Kauf eines Beissringes sollten die Eltern unbedingt Wert auf geprüfte Qualität legen. Softbeissringe müssen grundsätzlich frei von PVC und ohne Weichmacher hergestellt sein. Hier können sich weder schädliche Stoffe aus dem Material lösen noch besteht die Gefahr, dass der Ring während seines Einsatzes kaputt geht. Prüfsiegel, wie etwa das TÜV-Zeichen oder gute Testnoten der Stiftung Warentest geben Sicherheit.

2. Bernsteinkette

Viele Hebammen und Mütter schwören auf diese Ketten aus Naturmaterial. Andere wiederum schreiben Bernstein überhaupt keine Wirkung beim Zahnen zu. Die meisten Wissenschaftler lehnen ihren Einsatz als Zahnungshilfe vollkommen ab.

Es gilt ist allerdings als erwiesen, dass Bernstein viele ätherische Öle enthält, die sich wohltuend auf Babys Organismus auswirken können. Deshalb wird auch Bernsteinöl recht häufig zur Massage verwendet. Es beeinflusst die Blutzirkulation positiv und wirkt beruhigend. Das Baby soll demnach also nicht den Bernstein "bekauen", sondern die Wirkung der freigesetzten Öle beim Tragen der Kette spüren. Zusätzlich sieht eine Bernsteinkette natürlich sehr hübsch aus.

Wie für so viele Dinge im Leben gilt deshalb auch hier: "Probieren geht über Studieren." Wichtig ist es jedoch, beim Kauf der Bernsteinkette darauf zu achten, dass diese wirklich für Babys geeignet ist. Interessierte erhalten solche Exemplare ausschliesslich im Baby-Fachhandel und nicht etwa im Schmuckgeschäft! Gesetzliche Vorschriften gibt es leider nicht. Eine Baby Kette aus Bernstein, die das Zahnen erleichtern soll, muss im Interesse der Sicherheit jedoch folgende Eigenschaften zwingend aufweisen:

  • Sie muss eine Sollbruchstelle besitzen, etwa einen Steckverschluss, der sich bei Zug an der Kette selbstständig öffnet.
  • Eine Baby Bernsteinkette muss reissfest sein. Als Richtwert gelten mindestens 90 Newton.
  • Die Bernsteine müssen auch einzeln verknotet sein. Sollte die Kette doch einmal reissen, ist dann lediglich ein Stein lose.

3. Kalte Waschlappen

Manche Babys kauen beim Zahnen lieber auf weichen als auf harten Dingen herum. Eltern können deshalb ruhig einen gut ausgedrückten Waschlappen anbieten. Aus hygienischen Gründen muss dieser mehrmals täglich gewechselt werden.

4. Harte Lebensmittel

Vor allem Grosseltern schwören auf hartes Brot, Apfelschnitze oder Möhren, auf denen das zahnende Kind kauen kann. Dagegen ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Allerdings sollte das Baby dabei stets unter sorgfältiger Aufsicht stehen, damit es sich nicht verschluckt. Ausserdem enthalten Brot, Gemüse und Obst Zucker. Dauerhaftes Kauen auf Lebensmitteln fördert demnach Karies. Deshalb empfiehlt es sich, nur gelegentlich auf diese natürlichen Unterstützer des Zahnens zurückzugreifen.

Homöopathische Mittel

Viele Heilpraktiker, Hebammen und sogar manche Kinderärzte empfehlen homöopathische Mittel, die das Zahnen wirkungsvoll unterstützen können. Globuli mobilisieren die Selbstheilungskräfte des Kindes. Hier einige beim Zahnen bewährte Globuli-Präparate:

  • Chamomilla
  • Calcium phosphoricum
  • Magnesium phosphoricum
  • Kreosotum
  • Belladonna

Detaillierte Hinweise zur genauen Indikation und der richtigen Dosierung gibt ein speziell geschulter Arzt oder Heilpraktiker. Wichtig: Sobald die Beschwerden nachgelassen haben, sollte die Gabe von Globuli unbedingt reduziert werden, es sei denn, der Arzt begründet die länger andauernde Anwendung.

Veilchenwurzeln als Beissringersatz sind umstritten

Natürlich möchte jeder Papa und jede Mama das Beste für ihr Baby. Trotzdem sind die natürlichen Veilchenwurzeln nicht unbedingt eine gute Alternative zu industriell hergestellten Beissringen. Möglicherweise könnte die Wurzel schnell bakteriell verunreinigt sein. Selbst regelmässiges Auskochen hilft hier nur unzureichend. Wer sein Kind beim Zahnen trotzdem ausschliesslich mit natürlichen Mitteln unterstützen möchte und deshalb auf Veilchenwurzeln zurückgreift, sollte allergrössten Wert auf Hygiene legen.

Bereits das erste Zähnchen benötigt Pflege

Zunächst genügt es vollkommen, das erste Zähnchen mit einem Tuch oder Wattestäbchen regelmässig zu reinigen. Auch eine Fingerzahnbürste eignet sich sehr gut. Sie hat darüber hinaus den Vorteil, dass die Eltern das Zahnen auch nach dem Durchbruch der ersten Beisserchen weiterhin durch sanftes Massieren des Zahnfleisches, unterstützen können. Bevor eine spezielle Kinderzahnbürste zum Einsatz kommt, sorgt etwas später ein sanfter Putztrainer für die notwendige Pflege Babys erster Zähne.

Achtung! Verursacht das Zahnen besonders schwere Beschwerden oder sind sich die Eltern unsicher, ob die Befindlichkeiten ihres Kindes überhaupt mit dem Zahnen zusammenhängen, sollten sie unbedingt einen Kinderarzt aufsuchen.

Im Normalfall geht der Zahndurchbruch jedoch ohne Komplikationen vonstatten und das Blitzen der ersten kleinen Babyzähnchen wird von allen Familienmitgliedern freudig begrüsst.

Tipps
von Hebammentipps von Christina Altmann
  • Nähe: Das Kind viel auf den Arm nehmen, kuscheln, dem Kind bei Bedarf auch häufig die Brust anbieten.
  • Akupressur: Aus meiner Akupunktur-Erfahrung kann ich Ihnen einen wirksamen Punkt zur Akupressur-Behandlung nennen. Akupressieren Sie den Punkt Di 11. Wenn Ihr Kind den Arm gebeugt hat, befindet sich dieser am äusseren Ende der Ellenbogenfalte.
  • Schmerzlinderne Gels zum Auftragen: Sie enthalten meistens ein Lokalanästhetikum und Auszüge von Kamille. Diese können insbesondere vor den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen in kleinen Mengen aufgetragen werden.
  • Ätherische Öle: Hier kommt Nelken-, Lavendel- und Kamillenöl zum Einsatz. Diese werden von aussen über das gereizte Bäckchen in die Zahnleiste einmassiert.
  • Bachblüten, Homöopathie und Schüssler Salze können sehr gut bei Zahnungsbeschwerden helfen. Hier kann ich keinen allgemeingültigen Ratschlag geben, denn dazu ist es wichtig, die genaue Symptomatik und auch das Alter des Kindes zu berücksichtigen. Wenden Sie sich gerne an Ihre Hebamme, den Heilpraktiker oder Kinderarzt.
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Dieser Artikel wurde von unserem Expertenteam geprüft.

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